"Ich bin barfuss durch Indien gelaufen, habe ein Schaf in Irland und ein eigenes Radioprogramm im Amazonas. Mit 26 hat man heutzutage Dinge gesehen, die man seinen Eltern nicht mehr erklären kann." So begann mein Lebenslauf, als ich mich 2000 als Praktikant bei radiomultikulti bewarb, damals schon Kosmopolit, vielleicht, ganz gewiss aber Weltenbummler aus Passion.
Nach meinem Abitur hatte ich in Frankreich, Spanien und Italien den Kochlöffel geschwungen, an Ritualen der cubanischen Santería teilgenommen, Theater gespielt mit Waisenkindern bei der Heilsarmee in Calcutta und an einer Berliner Erfolgs-Story mitgebastelt, die zugleich meinen Pioniergeist wie meine Leidenschaft für interkontinentale Brückenschläge inspirierte: Fahrradtaxis.
Später bildete ich bolivianische Bauern zu Reportern aus, gab andalusischen Frauen Seminare über "Fallstricke der Liebe", produzierte Filme mit Jugendlichen in Kreuzberg und Kolumbien und eine öffentliche Performance des New Yorker Aktionskünstlers Reverend Billy (Church of Stop Shopping), die in dessen Inhaftierung gipfelte.
Während meines Studiums beschäftigte ich mich lieber mit Che Guevaras Guerillatheorie als mit Marx' Kapital. Meine Abschlussarbeit war folgerichtig ein Abenteuerroman, der im südamerikanischen Dschungel begann und bei der sizilianischen Mafia endete.
Ob in Taiwan, Marokko oder Jamaica - immer begab ich mich dort auch auf musikalische Entdeckungsreise. Seit 2007 bin ich Producer, Booker und Tourmanager der Fanfara Kalashnikov, einer ursprünglich rumänischen Hochzeitsblaskapelle, die inzwischen Musiker und Tänzer aus sieben Ländern vereint.
Das Reisen bedeutet für mich mehr als einen neugierigen Blick über den Tellerrand, persönliche Grenzerfahrung und die immerwährende Suche nach Herausforderungen: Offenheit und Flexibilität im Umgang mit Menschen, die Bereitschaft zu teilen, sich einzulassen und zu verändern, kurz: Kritik-, Konflikt- und Teamfähigkeit, um gemeinsam etwas aufzubauen.
Zum Beispiel einen Radiosender. Die Menschen dieser Stadt brauchen einen Spiegel. Als Spiegel für die Menschen dieser Stadt ist nichts besser geeignet als ein Fenster zur Welt - und multicult.fm öffnet ein solches Fenster.