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Various - Global Hits, Volume 1

Lola's World Records (Soulfood) (2014)

von: Lena Grundmann, Clemens Grün

Jenseits des anglophonen musikalischen Mainstreams gibt es eine interessante Parallelwelt: Eine Popmusik, die regionale Klangfarben hörbar macht und Stilarten auf unorthodoxe Weise kombiniert - die Weltmusik. Der am 14. März bei Lola`s World Records erschienene Sampler "Global Hits Vol. 1", zusammengestellt von der deutsch-türkischen Musikjournalistin und DJane Gülbahar Kültür, stellt zwanzig aktuelle Vertreter des globalen Pops vor und ist genau das Richtige für einen beswingten Start in den Frühling.

Die italienische Liedermacherin Levante aus der Region Catania zeigt mit ihrem Song "Alfonso", wie schön eine ausdrucksstarke Stimme und eine Akustikgitarre klingen können. Ihr Landsmann Piji ist mit einer Interpretation des Liedes "C'è chi dice no", im Original von Vasco Rossi, zu hören. Er verwandelt Rossis rockige Ballade in eine Perle des auf dieser CD omnipräsenten Django-Reinhardt-Swings. Einen Tag nach Veröffentlichung des Videos auf der Webpräsenz der italienischen Zeitung Repubblica hatte das Video bereits mehr als Dreißigtausend Clicks. Doch das ist nicht der einzige gelungene Coversong auf der CD: Mit "And So We Dance" knöpft sich die kanadische Sängerin Kellylee Evans Stromaes Erfolgstitel "Alors on danse" vor und verwandelt den basslastigen Diskofeger mit Shuffle-Beat, Jazzgitarre und betörender Soulstimme in federleichten Afropop. Weshalb sie gerade diesen Song gecovert hat? Sie war von der Melodie beeindruckt - und liebt es, Menschen tanzen zu sehen.

Mit ihrer Liebeserklärung "Cou Cou" an den Frühling beweisen Monsieur Periné, dass guter Chanson nicht zwangsläufig aus Frankreich kommen muss. Die in Kolumbien preisgekrönte und in ganz Lateinamerika gefeierte Band ist letztes Jahr schon sehr ausgiebig durch Europa getourt und entwickelt sich gerade zu einem der erfolgreichsten Musikexporte des Subkontinents. Etwas Besonderes ist auch der "Garden of Love". Winston McAnuff, ein jamaikanischer Sänger aus einer Predigerfamilie, und der französische Akkordeonist Fixi - zwei Brüder im Geiste, wie sie sich selbst bezeichnen - kreieren eine sehr eigenwillige Mischung aus Reggae und Chanson, wobei McAnuffs sonore Tenorstimme ausgezeichnet mit dem Flair Pariser Nachtclubs harmoniert.

Die griechische Band Gadjo Dilo beeindruckt mit ihrem harmonischen Zusammenspiel von Geige, Akkordeon und Kontrabass. Bei Liveauftritten scheinen die drei Instrumente sich einen regelrechten Wettbewerb zu liefern - trotz unglaublich hoher Geschwindigkeit bleibt ihr Spiel aber tanzbar und melodisch. Bei dem Titel "Timba Timba" von Mad Manoush, einem der originellsten Vertreter des Genres, stand einmal mehr der Urvater des Gipsy-Swings Pate. Nicht umsonst hat der Schweizer Bandleader Egon Egemann einst beim Django-Reinhardt-Schüler Stéphane Grapelli in Paris studiert. Charmanter und zugleich virtuoser als hier zu hören, könnte man ein cubanisches Kinderlied nicht in einen fetten Electroswing verwandeln.

Dazu gibt es Brazilectro von Nicola Són, French Ska vom Babylon Circus, Electro-Cumbia von Gang Do Eletro und Bollywood-Bhangra mit Prit Dv8, Sazia Judge und Gupsy Aujla. Aber selbst aus diesem bunten Mix sticht der Titel "He Said She Said" der neuseeländischen Batucada Sound Machine noch hervor, eine extrem perkussive, pulsierende Mischung aus HipHop, Reggae, Rock und anderen Elementen, die sich im Grunde jeder Genrezuordnung entzieht, und damit stellvertrend steht für die grenzenlose musikalische Vielfalt, die dieses Album zelebriert. Eine spannende musikalische Entdeckungsreise rund um den Globus.