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Solo Sow - Pret pour le Decollage

(2014)

von: Lena Grundmann

"Pret pour le decollage" heißt unsere CD der Woche diesmal. Sie kommt von Solo Sow. Man kann sie auf bandcamp.com unter dem Namen des Künstlers Solo Sow hören und kaufen. "Pret pour le decollage", das heißt "Bereit zum Abflug". Und Solo Sow ist bereit. Mit diesem Album hören wir das erste Mal von ihm allein. Man kennt ihn sonst zusammen mit der Band Konkoba, einer Afro Percussion Band. Gemeinsam tourten sie durch Deutschland, die Niederlande und Frankreich, bespielten große Festivals und verzauberten mit ihrem vielstimmigen Gesang und afrikanischen Rhythmen. Auf seinem eigenen Album stellt er jetzt eigene Gedanken vor - dabei sind Liebeslieder, Künstleralltag in Berlin aber auch seine afrikanischen Wurzeln. Der gebürtige Guineer vereint in seinem neuen Album nun ganz viele verschiedene Einflüsse. Nicht nur traditionelle afrikanische Musik, sondern auch viele europäische Komponenten sind in den 10 Titeln seines Albums zu finden.

"Pret pour le Decollage" ist Afro-Pop vom Feinsten! Solo Sow erzählt in seinen Texten, die er in diversen europäischen und afrikanischen Sprachen singt, von seinen Erfahrungen als Migrant in Deutschland. Seine Songs handeln von seiner Rolle als Übersetzer zwischen den beiden Kontinenten, seinem Leben "zwischen" den Welten, den ersten Schritten in der neuen Heimat, der überhöhten Erwartungshaltung afrikanischer Familien und von falschen Freunden. Solo lebt jetzt schon seit 25 Jahren in seiner Wahlheimat Berlin. In seinem Album, welches am 21.02.2014 Release feierte, beschreibt er also nicht nur seine Gefühle, auch die Vielschichtigkeit Berlins kommt hier zur Geltung. Auf dem rauschenden Fest im Rahmen der Black History Month in Berlin stellte Solo Sow auf der Bühne unter Beweis, dass seine Musik nicht nur in die Beine geht, sondern auch den Kopf und das Herz des Publikums berührt.

Auch wenn es das erste Soloalbum des Künstler ist, auf der Bühne steht er natürlich nicht alleine da. Unterstützt wird er zum Beispiel vom bekannten westafrikanischen Gitarristen Layba Lenké Condé. Aber auch Geigen und ein Saxophon sind mit dabei, die gesellen sich zu typischen afrikanischen Rhythmen und untermalen Solos Stimme. Mal greift er zum Sprechgesang, an anderen Stellen stimmt ein Frauenchor in den Refrain mit ein. Aber der Multiinstrumentalist hat noch mehr zu bieten: er spielt Trompete und Percussion mindestens genauso gut wie er singt. Heraus kommt eine unglaublich tanzbare Mischung aus verschieden musikalischen Richtungen und Sprachen, darunter Bambara und Französisch, die einen förmlich dazu verleiten muss, sich im Rhythmus der Musik zu bewegen. Manchmal kann man dabei sogar fast vergessen, dass neben der Liebe auch Themen wie Migration oder Asylbewerber besungen werden. Solo Sow besingt so "europäische" Themen trotz alledem in afrikanischen Dialekten, weil er vor allem den Afrikanern zeigen möchte, dass das Leben in Europa für ihn selbst nach 25 Jahren trotzdem nicht immer einfach ist, das er auch immer noch manchmal mit Vorurteilen zu kämpfen hat.