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Salif Keita - Talé

Wrasse Records (2013)

von: Katrin Wilke

Sollte dies wirklich das allerletzte Album sein, dass uns der malische SingerSongwriter da beschert, dann könnte es womöglich ein schwerer Abschied werden. Diesen möglichen Abschied hat der nunmehr 63-jährige zumindest in einem Interview angedeutet. Ein schwerer Abschied, weil Keïta hier nochmal zeigt, wie elegant und angenehm modern und dennoch traditionsverbunden Afropop klingen kann - selbst aus der Feder und der Kehle eines Mannes im Rentenalter, dem als Patriarch der Respekt sicher, aber auch nach wie vor der Esprit eines jungen Rebellen eigen ist.

Die musikalisch raffinierte, dabei doch klar und ganz und gar unforciert anmutende Einbeziehung elektronischer Spielarten oder etwa des Londoner Rappers Roots Manuva ("C'est bon, c'est bon") geht allerdings auch auf das Konto eines weltweit bekannten, alten Hasen dieser Materie. Als Gotan-Project-Ziehvater Philippe Cohen Solal, der sich selbst als eher Unkundiger der afrikanischen Musik beschreibt, den Kollegen 2011 kennenlernte, da beschwor der Westafrikaner ihn: "Ich will nur, dass es tanzt!".

Und das tut es ganz eindeutig im Gros der elf Songs. Selbst die zurückgelehnteren grooven, versprühen  ihre ganz gewisse, spirituelle Kraft. Futuristisch und gleichermaßen irdisch, erdverbunden klingt dieses von dem Franzosen produzierte Album, der auch Ko-Komponist der Songs ist. Zu einer starken Crew afrikanischer und französischer Musiker, die einen gut aberundeten, von der Mandinka-Tradition getränkten Sound schaffen, gesellten sich in einzelnen Tracks einige, teils illustre Gäste, wie der Saxofonist Manu Dibango hinzu.

Der Vokalakrobat Bobby McFerrin ("Simby") wie auch die Jazzbassistin und Sängerin Esperanza Spalding ("Chérie s'en va") teilen sich mit dem stets irgendwie wehmütig, rau klingenden Keïta das Gesangsmikro. Besonders berührend ist das vor zärtlicher Liebe nur so strotzende, gut dancefloor-taugliche Duett mit der jüngsten Tochter Natty ("Natty"), die wie ihr Vater an Albinismus erkrankt ist. Wenn der afrikanische Superstar, der es nicht zuletzt durch seine Krankheit oft nicht leicht hatte, also mit "Talé" seine um die 20 Alben umfassende Diskografie beschließen sollte, wird er damit in bester Erinnerung bleiben.

Mit den Live-Aktivitäten ist aber definitiv nicht Schluss, die Liste der Talé-Tourdaten ist lang und bislang ein Deutschlandtermin, am 30. Mai beim 25. Würzburger Africa Festival gewiss. Das Singen hätte sein Leben definitv geändert, gerade deshalb, dank der Musik sei er wohl auch noch am Leben, so bekundet der Musiker.