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Pink Martini - Get Happy

naïve / Indigo (2013)

von: Katrin Wilke

Mit ihrem neuen Album gibt uns die Band Pink Martini zum siebenten Mal - gerade rechtzeitig gegen die Herbst-Tristesse - ihre musikalische Anleitung zum Glücklichsein. Ein Gefühl, das bei den genüsslichen Nostalgikern aus Portland/Oregon auch stets eine gute Prise Melancholie enthält. Seit 1995 zelebriert das zwischen 10 und 15 Musiker umfassende Riesenensemble von Pianisten Thomas Mack Lauderdale und der singenden Frontfrau China Forbes seine ganz eigene, trotz ihrer Reminiszenzen an die Musik weit zurückliegender Dekaden, sonderbar zeitlos anmutende, glamouröse Melange aus Jazz, Pop und Klassik. Diese Kombination lässt an etwas Abgeschmacktes, an unangenehmes Easy-Listening denken, wird von Pink Martini allerdings äußerst appetitlich kredenzt. Spätestens ihr Song "Je ne veux pas travailler", bekannt geworden durch eine Werbung und zu finden auf dem Debütalbum "Sympathique", sind ihre Songs in unser aller Ohren und beliebter Soundtrack von Party-Machern und Barbetreibern.

Die Experten des eleganten Coverns haben sich auch diesmal wieder einige - mehr oder weniger bekannte - Klassiker vorgenommen: von Charlie Chaplin's "Smile" bis zum kubanischen Evergreen "Quizás quizás quizás". Hierbei hat Forbes das Gesangsmikro ihrer Kollegin Storm Large überlassen, die aktuell auch mit der Band zusammen auf Tour ist. Überhaupt lebt die knapp 20-jährige Geschichte der US-Band von der musikalischen Komplizenschaft. Auch das, neben fremden auch etlichen eigenen, insgesamt 16 Kompositionen durchaus spendabel zu nennende neue Werk entstand mit einer Vielzahl stilistisch recht unterschiedlicher Musikerfreunde. Außer Rufus Wainwright, der gleich in zwei Tracks zu hören ist, wirkte u.a. auch die Schauspielerin und Comedienne Phyllis Diller mit, mit deren Intonation von "Smile" dieser üppige Liederreigen auch endet. Ein berührender Ausklang, verstarb doch die renommierte US-Amerikanerin ein halbes Jahr nach dieser in ihrer Wohnstube entstandenen Aufnahme im Alter von 95 Jahren.

Neben zurücklehnteren Balladen wie dieser lädt "Get Happy" auch zu dem einen oder anderen Tänzchen ein, z.B. gleich im Opener "Ich dich liebe", in dem die polyglotte China Forbes neben Englisch auch auf Deutsch singt. Womöglich brechen Pink Martini diesmal gar den Rekord ihrer verwendeten Sprachen: Neben Englisch erklingen Japanisch, Französisch, Mandarin, Farsi, Türkisch und Rumänisch. Gemeinsam mit der musikalischen Zusammenführung von Welten und Zeiten ist es diese sprachliche Vielstimmigkeit durchaus als politische, integrative Haltung dieser weltgewandten US-Amerikaner zu verstehen, wie Mastermind Lauderdale versichert: "Wir sind eine sehr amerikanische Band, aber wir verbringen viel Zeit im Ausland und haben deshalb die unglaubliche Möglichkeit, ein breiteres, vielfältigeres Amerika diplomatisch zu vertreten. Nämlich das Amerika, das nach wie vor das am buntesten bevölkerte Land der Erde ist, mit Menschen aus aller Herren Länder, die die verschiedensten Sprachen sprechen und den unterschiedlichsten Religionen angehören.". Diese Botschaft bringen Pink Martini samt ihres "Get Happy"-Gefühl innerhalb ihrer Europa-Tour auch in deutschen Gefilden unter die Leute. Diese Woche, am 7. Oktober, sind sie im Konzertsaal der Berliner Universität der Künste live zu erleben.