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Orchestre Poly-Rythmo de Cotonou - Vol. 3

Analog Africa (2013)

von: Wolfgang König

Afrikas musikalische Großmächte, das sind Mali, Senegal, Nigeria, der Kongo und Südafrika. Darüber gerät viel zu leicht in Vergessenheit, dass auch andere Länder interessante Klänge hervorgebracht haben, die völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Zu den verdienstvollen Wiederentdeckern musikalischer Schätze Afrikas gehört Samy Ben Redjeb aus Frankfurt am Main, dessen Label Analog Africa sich der Wiederveröffentlichung afrikanischer Musik aus dem vordigitalen Zeitalter widmet. Schon zum dritten Mal hat Analog Africa jetzt eine CD mit Material vom Orchestre Poly-Rythmo de Cotonou veröffentlicht, das von 1969 bis 1983 existierte, bevor es sich vor ein paar Jahren erneut gründete, und das die Musikszene der relativ kleinen Republik Benin prägte wie kaum eine andere Band.

Natürlich war das Orchestre Poly-Rythmo de Cotonou von Highlife aus Afrobeat aus dem viel größeren Nachbarland Nigeria beeinflusst, aber die Musiker aus Benins Wirtschaftsmetropole Cotonou entwickelten schnell ihren eigenene Stil mit Elementen aus psychedelischer Rockmusik und der eigenen Tradition. Während der Jahre von 1969 bis 1983 produzierte die Band über 500 Songs, die auf diversen Vinyl-Scheiben und Kassetten veröffentlicht wurden. Die 14 Titel der neuen CD sind jetzt zum ersten Mal außerhalb Afrikas erschienen und wurden zumeist nicht im Studio aufgenommen, sondern mit einem eigentlich für Radio-Reporter entwickelten Tonbandgerät in privaten Häusern und Gärten, meistens nachts, um eventuelle Störgeräusche zum minmieren. Das gibt den Songs eine ganz eigene Akustik. Das Orchestre Poly-Rythmo de Cotonou war Benins erfolgreichste Band - bis die Musiker 1982 an einem Festival in Tripolis teilnahmen. Die libyschen Zöllner, die den Künstlern unterstellt hatten Alkohol ins Land zu schmuggeln, aber keinen fanden, zerstörten aus Frust darüber fast das komplette Instrumentarium der Gruppe. Und zu Hause in Benin wurde nicht nur die wirtschaftliche Situation schwieriger, sondern auch die politische. Ausgangs-Sperren und die Vorschrift, dass Konzerte zweimal pro Abend für staatliche Nachrichten unterbrochen werden mussten, zerstörten das Nachtleben, so dass es für Musiker immer weniger zu tun gab.

Vor 6 Jahren gab es ein Revival der Band und 2011 sogar eine CD-Produktion. Aber im letzten Dezember starb der Gründer vom Orchestre Poly-Rythmo de Cotonou, der Saxofonist Melome Clement. Ihm ist die neue Veröffentlichung von Analog Africa gewidmet.