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Mop Mop - Isle of Magic

Agogo Records (2013)

von: Clemens Grün

Hinter dem Künstlernamen Mop Mop verbirgt sich der aus dem für seinen Wein berühmten, unweit der italienischen Adriaküste gelegenen Cesena stammende und mittlerweile in Berlin lebende 36jährige Gitarrist, Schlagzeuger, Komponist, DJ und Produzent Andrea Benini. Mop Mops "Kiss of Cali", 2008 erschienen, war, 15 Jahre nach Jazzmatazz, kaum weniger als eine von der italienischen Postmoderne inspirierte Neuerfindung des Dancefloor-Jazz. Auf Mop Mops von klassischer italienischer Filmmusik inspiriertes Album "The 11th Pill" (2010) wurde sogar Woody Allen aufmerksam und verwendete einen Song ("Three Times Bossa") für den Soundtrack zu seinem neuesten Kinohit "To Rome With Love".

"Isle of Magic" widmet sich einmal mehr der Erschließung und Neuinterpretation klassischer musikalischer Genres. Dazu braucht es, neben dem gebotenen Respekt für die Urväter dieser Genres, viel Liebe zum Detail und dem ausgeprägten Sinn für einen frischen Sound, schon einen Produzenten vom Format eines der hellsten und kreativsten Köpfe der gegenwärtigen Szene. Über 13 Stücke hinweg werden Voodoo-Jazz mit Funk, Soul und Rhythmen aus Afrobeat, Latin und Exotika zu einem raffinierten Klangkosmos veredelt. Die "Insel der Magie" ist ein imaginärer Ort, dessen Lebensrhythmus tagsüber vom Fischen, dem Zubereiten und gemeinsamem Genuß kulinarischer Köstlichkeiten bestimmt wird. Nachts geben sich die Bewohner Voodoo-Ritualen hin.

Mehr als 15 Musikerinnen und Musiker waren an der Entstehung des Albums beteiligt, allen voran die lebende Legende Fred Wesley an der Posaune, die gemeinsam mit James Brown, Parliament, den JB Horns und Maceo Parker die Entwicklung des Funks seit Jahrzehnten prägt. Außerdem zu hören sind der in Trinidad geborene Londoner Sänger und Polit-Poet Anthony Joseph, die finnisch-ägyptische Sängerin Sara Sayed, der Berliner Jazzmusiker Johannes Schleiermacher am Bariton-Saxofon, Lorenzo Ternelli und Salvatore Lauriola am Bass und Mop Mops Stammkräfte: Alex Trebo als Pianist und Co-Arrangeur, Pasquale Mirra an Vibrafon und Marimba, Guglielmo Pagnozzi an Flöte und Klarinette und Danilo Mineo an der Perkussion.

Der fast physisch spürbare warme Klang entspringt der Tatsache, dass mit analoger Vintage-Ausrüstung aufgenommen wurde. Das Ergebnis ist ein eingängiger, hypnotischer Jazz, der uns auf denkbar schöpferischste Weise in ein exotisches Land entführt, irgendwo zwischen Westafrika, Südsee, Karibik und den Ufern des Mississippi, um dann unvermittelt an der Londoner East End oder am Kreuzberger Landwehrkanal aufzutauchen, die Energie urbaner Schmelztigel aufzusaugen und diese in einen unvergleichlich eigenständigen, zeitgemäßen Sound zu verwandeln.