Direkt zum Inhalt

multicult.fm

live aus der Marheineke Markthalle

Internet Radio - Weltweit rund um die Uhr und vormittags im Berliner Raum auch auf UKW. Neue Frequenz - 91,0 MHz!

Monsieur Periné - Caja de Música

Flowfish (2015)

von: Clemens Grün, Benedict Etz

Gypsy-Swing mit kolumbianischem Flavour - damit machen Monsieur Periné seit drei Jahren Furore. Die charismatische Sängerin, ihre moderne Interpretation klassischer Jazz- und Folk-Genres und der musikalische Brückenschlag zwischen Lateinamerika und Europa trafen den Nerv der Zeit und machten sie zu Shootingstars der lateinamerikanischen Szene. Mit „Caja de Música" (Musikbox) stellen Monsieur Periné nun ihr zweites Studioalbum vor, das ganz anders klingt als das erste und doch unverkennbar den jugendlich-frischen, tropisch-flirrenden Sound der Band weiterentwickelt.

Weil sie vom Pariser Flair der 30er und 40er Jahre fasziniert waren, gaben die Künstler sich einst einen französischen Bandnamen. Dass der legendäre Gitarrist Django Reinhardt noch immer zu ihren Ikonen gehört, ist bereits im Eröffnungssong „Nuestra canción" zu hören, einem Duett mit dem dominikanischem Singer/Songwriter Vicente Garcia. Zu Jazz-Manoush-typischen Soli von Gitarre und Klarinette spielt die Band einen Cumbia-Rhythmus.

Sehr lateinamerikanisch klingen auch die vom Gitarristen Santiago Sarabia gesungene Bachata „Déjame vivir" oder „Tu m'as promis", bei dem Sängerin Catalina García die Gelegenheit nutzt, ihre als Kind gelernten Französischkenntnisse aufzufrischen. Eine simple Ballade verwandelt die Band mit Merengue, afrobrasilianischen Rhythmen und Streichorchester zuerst in einen sommerlich-beschwingten Karnevals-Chanson und schliesslich in den sentimentalen Soundtrack für ein exotisches Liebesdrama.

Auch in „Mi libertad" tauchen eine brasilianische Gitarre und das von Santiago Sarabia ausgezeichnet arrangierte und in Puerto Rico eingespielte Streichorchester auf. Die Basis des Songs, den die Musiker der Freiheit widmen, die ihnen als Künstler gegönnt ist, bildet aber ein typischer, insbesondere aus Politsongs bekannter Latin-Punk-Rhythmus. „Incendio" (Feuer), ein mitreissender Ska im Balkanrhythmus, wurde hingegen von Festivalbesuchen der Band in Europa inspiriert.

Überhaupt haben die vielen Konzertreisen den kreativen Prozess beflügelt. Die Lust der Künstler, Grenzen zu überschreiten und dabei zugleich ihren eigenen Wurzeln zu huldigen, ist in jedem Song zu spüren. Auch das aufwändige Booklet spricht für die Kreativität der Band: Wenn man die bei dem kleinen, aber feinen Berliner Label Flowfish erschienene „Caja de Música" öffnet, findet man zu jedem Song ein Kärtchen mit dem Text und der farbenfrohen Illustration einer Musikbox auf der Rückseite.

Produziert wurde „Caja de Música" von Eduardo Cabra, dem Grammy-dekorierten Mastermind hinter Lateinamerikas erfolgreichstem HipHop-Act Calle 13. Nicht nur musikalisch und hinsichtlich der Produktionsqualität hat die Band damit einen großen Schritt nach vorne gemacht, sondern auch ein neues Sendungsbewusstein entwickelt. Zur Entstehung von „No Hace Falta", einem Duett von Catalina García mit Santiago Sarabia, sagt die Sängerin im Interview mit multicult.fm:

„Nachdem wir auf unserem ersten Album vor allem von Liebe und ihrem Verlust gesungen hatten, wollten wir nun auch andere Geschichten erzählen (...), und Teil unserer Erfahrung als Interpreten einer Musik, die nicht unbedingt immer kommerziell oder radiokompatibel sein muss, ist eine Art von Nomadenleben, das einen lehrt, mit wenig auszukommen und auf Dinge zu verzichten, um voranzukommen. Man braucht nicht viel, um glücklich zu sein (...) - und das ist so etwas wie der Ausgangspunkt unseres zweiten Albums."

„Caja de Música" ist ein Resultat rastloser Neugier und Kreativität. Auf erstaunlich organische und authentische Weise verschmelzen Cumbia, Bolero, Currulao, Tango oder Samba mit Gipsy-Jazz und Streichorchestern zu einem ganz eigenen, zeitgemäßen kosmopolitischen Mix. Überaus originell fusionieren Monsieur Periné dabei die großen Trends der Weltmusikszene seit der Jahrtausendwende: vom cubanischen Son des Buena Vista Social Clubs über die Balkan Beats bis zum Elektroswing unserer Tage.

Während die Künstler rund um den Globus als Live-Act und einer der erfolgreichsten Musikexporte Lateinamerikas der vergangenen Jahre gefeiert wurden, begaben sie sich zugleich auf eine Entdeckungsreise durch die vielfältigen musikalischen Traditionen des hispano- und lusophonen Amerikas. Mehr denn je werden sie damit zu kulturellen Botschaftern ihres Kontinents.