Direkt zum Inhalt

multicult.fm

live aus der Marheineke Markthalle

Internet Radio - Weltweit rund um die Uhr und vormittags im Berliner Raum auch auf UKW. Neue Frequenz - 91,0 MHz!

Mamani Keïta - Kanou

World Village/Harmonia Mundi (2014)

von: Katrin Wilke

Nachdem man kürzlich eine kleine Ausgabe des renommierten "Festival au Désert" wegen der politisch instabilen Lage anstatt in der Wüste Timbuktus im Berliner Exil organisierte, feiert nun auch multicult.fm mit seiner aktuellen CD der Woche die Musik Malis. Die ist zwar reich an Traditionen und längst auch weltweit in aller Ohren, allerdings nach wie vor weitestgehend durch eine große Männerriege an Sängern und Instrumentalisten repräsentiert. Mit der Lupe zu suchen sind dagegen die wenigen, dafür umso charismatischeren Musikerinnen, d.h. vor allem Sängerinnen, wie z.B. Oumou Sangaré oder Rokia Traoré, die in der Musikszene des Landes die Nase vorn haben. Die seit längerem von Paris aus agierende Mamani Keïta gehört mit ihrer markanten, mit einer besondere Strahlkraft ausgestatteten Stimme, mit ihrer Traditionsnähe wie auch ihrer musikalischen Experimentierfreude zweifellos in diesen kleinen, illustren Zirkel.

1965 in Bamako geboren, geriet sie schon als Kind die Fänge der Musik, bekam aber erst durch ihren prominenten Landsmann, den nicht mit der Sängerin verwandten Salif Keïta, den entscheidenden Impuls für ihre Karriere. Diese kam dann Mitte der Neunziger in der "afrikanischen Metropole" an der Seine vollends in Fahrt, wo die Malierin mit den innovativsten Musikern ihres Heimatkontinents, Frankreichs sowie anderer Wahl-Pariser in vielen Projekten seither in Tuchfühlung ist. Neben Cheick Tidiane Seck, Dee Dee Bridgewater oder Hank Jones waren und sind das auch die Musiker, die nun mit ihr dieses vierte Album unter eigenem Namen gestaltet haben: Bamako-Rail-Band-Gitarrist Djeli Moussa Kouyaté, der Ngoni-Spieler Moriba Koïta, der u.a. auch mit besagtem Salif Keïta, Manu Dibango und Mory Kanté musiziert, sowie der ebenfalls mit vielen musikalischen Wassern gewaschene Perkussionist Madou Koné.

Die beiden ersteren wirkten auch schon auf dem Album mit, mit dem Mamani Keïta nachhaltig auf sich aufmerksam machte: Das 2002 erschiene "Electro Bamako", auf dem der Franzose Marc Minelli Keïtas traditionelle Bambara-Gesänge samt der mailischen Traditionen sehr raffiniert in jazzig-elektronische Kontexte brachte. Im Vergleich zu dieser, in ihrer stilistischen Allianz ungeheuer originellen, seinerzeit neuartigen Arbeit, ist "Kanou" - was in Keïtas Heimatsprache Bambara "lieben" meint - deutlicher den eigenen Traditionen zugeneigt. Dabei ist die Sängerin und Songschreiberin allemal weltgewandt und neugierig genug, es ihren mal flotteren, mal baladesk-getrageneren, allesamt groovigen, teils mit sozialpolitischen Inhalten aufgeladenen Eigenkompositionen nie an Luftdurchlässigkeit und Frische fehlen zu lassen. Gekonnt, rund arrangiert und produziert sind die elf Songs mit ihren teils flirrenden E-Gitarren-Klängen, interessanten perkussiven Ideen und der über all dem gebettete - mehr noch! - geradezu majestätisch "thronende" Gesang, der einem in keineswegs unguter Art durch Mark und Bein geht. Erst relativ kürzlich war die leider nicht allzu oft hierzulande auftretende Künstlerin in Berlin live zu erleben (im vergangenen Oktober beim von multicult.fm präsentierten Festival Music 'n' Migration). Möge sie sich - mit ihrem neuen, musikalisch und auch optisch farbenprächtigen Album im Gepäck - möglichst bald erneut auf den Weg zu uns machen...