Flowfish Records (2014)
von: Lena Grundmann, Clemens Grün
Mit ihrer mittlerweile 22jährigen Bandgeschichte gehören Los de Abajo längst zu den Urgesteinen der Latino-Szene. 1992 von Studenten in Mexiko-Stadt gegründet, erfanden die vier Gründungsmitglieder gleich mal ein neues musikalisches Genre: Salsa-Punk, gemischt mit Rock, Ska und Reggae. Diesen Stilmix hat das bald zehnköpfige Ensemble um den Gitarristen Vladimir Garnica und den Schlagzeuger und Prodzenten Yocupitzio Arellano über zwei Dekaden verfeinert und auf unzähligen Livegigs rund um den Globus erprobt.
Von David Byrne, Ex-Bandleader der Talking Heads, wurden Los de Abajo Ende der 1990er Jahre für den internationalen Markt entdeckt, und später auch von Peter Gabriel produziert. Auf ihrem inzwischen achten Album "Mariachi Beat" hat sich der Sound der Band noch einmal weiterentwickelt. Neue Elemente sind insbesondere Cumbia und Balkan Beats, die wie gewohnt mit rasanten Bläsersätzen, rockigen Gitarren, Latin Percussion und - auf diesem Album sehr präsenten - traditionellen mexikanischen Sounds und Melodien vermischt werden.
Letzteres ist auch Tania Melo zu verdanken, einer jungen Schauspielerin aus Guadalajara, die den Part der Texterin und Leadsängerin übernahm, als die langjährige Stimme und Posaunistin Odisea Valenzuela sich vor drei Jahren in die Babypause verabschiedete. Sich in einer männlich dominierten Umwelt durchzusetzen, hat die mit drei Brüdern aufgewachsene Melo von der Pieke auf gelernt, und diese Frauenpower vermittelt sie auch auf der Bühne und in ironisch-kämpferischen Songs wie "Mujer Guerrera".
Ohnehin verstanden sich Los de Abajo - "die von unten" - immer als politische Band, die soziale Missstände anprangert oder ihre Sympathie für die mexikanische Zapatisten-Bewegung bekundete. Dass sie diesen Anspruch treu geblieben sind, beweisen auf ihrem neuen Album Songs wie die mit Mariachi-Violinen befeuerte Cumbia "Mexican Underdogs" oder das folkoristische Klagelied "Cicatrices" ("Wunden"). Selbst eine Hymne auf verlassene Liebhaber wie "Me dejó" klingt mit ihren treibenden Merengue-Beats bei Los de Abajo alles andere als verzagt, sondern fröhlich-kämpferisch.
Zu Berlin hat die Band seit ihrem Auftritt auf dem Heimatklänge-Festival 1999 eine besondere Beziehung. Der erste Bassist der Band lebt seit vielen Jahren hier, und bei ihrem jüngsten Auftritt im Berliner Badehaus tummelten sich reihenweise altbekannte Freunde als Gastmusiker auf der Bühne, darunter die vom "Actitud Calle"-Album vertrauten MC Aztek 732 und die argentinische Highspeed-Rapperin Actitud María Marta. Nicht zuletzt ist der "Mariachi Beat" bei dem kleinen, aber feinen Berliner Label Flowfish erschienen, das unlängst einen sagenhaften Erfolg mit den kolumbianischen Newcomern Monsieur Periné feierte.
Als Plattform für zukünftige Projekte bietet sich das deutsche Eldorado der Kreativen da geradezu an - und genau das haben die Künstler in nicht allzu ferner Zukunft auch fest eingeplant. So werden wir Los de Abajo nach ihrem Auftritt auf dem Fusion-Festival am 26. Juni schon bald wieder in Berlin begrüssen dürfen.