Jazzhaus Records (2014)
von: Katrin Wilke
Die diversen Traditionen der Latinmusic treiben gerade auch fernab von Lateinamerika oder Spanien an vielen, teils kuriosen Orten ihre farbenprächtigsten, mitunter entsprechend kuriosen Blüten. Die Band Salsa Celtica etwa frönt von Schottland aus ihrer sehr eigenen, von keltischer Musik beeinflussten Afro-Latin-Mixtur. Und auch die Schweiz hat nicht nur Alphorn und Jodeln auf dem "Kerbholz", sondern ist offenbar auch ein gutes Biotop für Latino-Musiker.
Das Züricher Septett Lariba zelebriert auf nunmehr zwei Alben seine sehr raffinierte, in gute Laune, nicht zuletzt Tanzlust versetzende Musik. Deren Zutaten sind u.a. Salsa bzw. deren kubanische Timba-Variante, Funk, Soul und HipHop und Reggae, Jazz, Samba u.a. Brasil-Sounds, Old-School-Rock, Merengue sowie diesmal sogar Flamenco. Gesungen oder/und gerappt wird auf Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Englisch oder Schweizerdeutsch - von drei Mitgliedern dieser Multikulti-Crew.
Musikalisch und termperamentsmäßig hat Kuba bei Lariba die Nase hörbar vorn. Bisweilen fühlt man sich gar erinnert an die Orishas in ihren besten, originelleren (Anfangs-)Zeiten oder aber an die New Yorker Latinband Yerba Buena. Nicht von ungefähr, denn auch personell ist Lariba von Kubanern domniert, vier der sieben Musiker sind von der Insel: Der Bassist und hauptsächliche Songschreiber der Band Alcides Toirac; der kraftstrotzende Drummer Juan Carlos Abreu, der lediglich der Zahl seiner Lebensjahre nach fast Rentner sein könnte...; Tastenmann Carlitos Irarragorri sowie Trompeter Amik Guerra. Auch der Schweizer Perkussionist und Bandleader David Stauffacher verbrachte längere Zeit auf Kuba und ist daher u.v.a. auch von der dortigen Musik infiziert. Desweiteren prägen den Lariba-Sound maßgeblich der italoarmenischstämmige Rapper Roberto Haçaturyan und die Züricher Carioca (und "tapfere" Quotenfrau der Band..) Simone Santos am Gesangsmikro.
Das neue Album mit dem optimistischen, lebensbejahenden Titel "Walking Pa'Lante" (Vorwärts gehen) führt den auf "Como Lo Ves" (Ventilador / Galileo MC. 2009) eingeschlagenen Weg konsequent fort. Erweitert wurde die Stilpalette diesmal u.a. um den Flamenco, für den in zwei Tracks die Flamenco-Gitarristen Pepe Justicia aus Andalusien sowie der Wahl-Berliner Christophe Bersier aus Lausanne gewonnen werden konnten.
Das musikalische Patent von Lariba mag sich für manchen womöglich wie ein beliebiges "anything goes" lesen, erweist sich in der Praxis allerdings als gekonnt gebündelter, mit vielen Breaks und Überraschungen aufwartender, eleganter Mix aus Rhythmen, Stilen und Stimmungen, zu dem jeder der versierten Bandmitglieder sein Wissen und Temperament beiträgt.
Hoffen wir nun schwer, all dies demnächst auch live erleben zu können, noch sind jedoch leider keine Live-Termine von Lariba in unseren Breiten in Sicht.