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Etta Scollo - Lunaria

Jazzhaus Records (2014)

von: Lena Grundmann

Etta Scollo heißt die Künstlerin zu dieser CD der Woche "Lunaria", sie vereint in ihrer Musik sizilianische Tradition, Pop- Avantgarde und Jazz Einflüsse.

Sie studierte Kunst und Architektur in Turin, merkte aber bald, dass Musik ihre größere Leidenschaft ist und begann eine Ausbildung am Wiener Konservatorium. Diese Entscheidung wurde belohnt. Etta Scollo erhielt zum Beispiel den ersten Preis des "Diano Marina Jazz Festival" weitere Auszeichnungen folgten. Aber wie gesagt, Jazz ist noch lange nicht alles, was sie kann. Mit einer Cover- Version der Beatles, nämlich "Oh Darling", erreichte sie 1988 eine Goldene Schallplatte und großen Bekanntheitsgrad vor allem in Deutschland und Österreich.

Auch damit nicht genug. Mal ist sie leise und hingebungsvoll, mal ironisch frech wenn es darum geht Gefühle mit Musik zu beschreiben und das durch die verschieden Genres hindurch. Seit den 90 er Jahren nennt die Künstlerin auch Deutschland ihre Heimat. Die tiefe Verwurzelung mit Sizilien bleibt aber immer erhalten, das bekommt man auch in ihrem Projekt Canta' Ro in trio zu spüren. Sie interpretiert Stücke der sizilianischen Volkssängerin Rosa Balistreri und erhält dafür den Weltmusikpreis RUTH. Aber auch mit der Interpretation von arabischen Gedichten, geschrieben von Menschen, die im frühen Mittelalter ihre Heimatinsel bevölkerten, beweist sie nicht nur aufs Neue ihre Vielseitigkeit sondern auch ihre Liebe zu Sizilien.

"Lunaria - dala favola teatrale di Vincenzo Console" heißt ihr neuestes Werk. In Anlehnung an den Roman des zeitgenössischen Autors Vincenzo Console erzählt sie die Geschichte von einem sizilianischen König, ein melancholischer Herrscher. Dieser träumt eines Nachts vom Herabfallen des Mondes. Es scheint nur ein Alptraum zu sein, ist aber eigentlich eine Weissagung: in einem weit entfernten Dorf im Lande des Königs, welches sich auf keiner Landkarte finden lässt, ist der Mond wirklich herabgefallen...

Gemeinsam mit ihrem vergleichsweise kleinem Team ( für die Interpretationen von Balistreri sang sie mit einem ganzen Orchester) schafft sie zwischen erzählender Literatur und gesungener Lyrik ein phantastisches Sizilien. Ihre kraftvolle Stimme bleibt dabei fast immer im Vordergrund, die Musik und auch die Textpassagen arrangieren sich um sie herum. Einfühlsam schlüpft sie in die Haut des Königs, bringt seine Melancholie mit ihrer über mehrere Oktaven reichende Stimme an den Hörer heran. Das gesamte Album wirkt dunkel, aber kraftvoll, phasenweise sogar mystisch, die altertümlichen Instrumente tragen ihr Übriges zur Stimmung bei. Zu hören ist unter anderem die Renaissance Laute, gespielt von Sebastiano Scollo. Mit dabei ist auch Susanne Paul, mit ihr spielte Etta Scollo schon auf Tourneen, zusammen bildeten sie das Duo Scollo con Cello. Fabio Tricomi komplettiert die Besetzung.

In Mailand traf Etta Scollo sich mit ihren Musikern in den Räumen, in denen Vincenzo Consolo den Text von Lunaria geschrieben hat, und sie spielten hier die Musik für die CD ein. Diese Aufnahmen entstanden auf den Wunsch des 2012 verstorben Consolo, er bat Etta Scollo bei einem Treffen darum. Das Album ist ihr insgesamt 10. Es erscheint am 28. Februar bei Jazzhaus Records und umfasst 13 Titel.