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Buika - La Noche Más Larga

Warner (2013)

von: Katrin Wilke

Eine der zweifellos sinnlichsten und charismatischsten, schön nah am Reibeisen, an Samt, und Seide kuschelnden Gesangsstimmen Spaniens, wenn nicht gar mittlerweile weltweit, gehört einer Mallorquinerin afrikanischer Abstammung. Buika, mit kompliziert langem, schönem Namen María Concepción ("Concha") Balboa Buika ist die Tochter von Emigranten aus Äquatorialguinea. Auf insgesamt sechs eigenen Alben (zuzüglich einer 2011 erschienenen Best-Of-Compilation) kostet die gefühlsintensive Charaktersängerin ihre elegante, farbenprächtige Melange aus Flamenco, Jazz, Soul und diversen Afro-Einflüssen genüsslichst aus.

Nach einem deutlich jazzigeren Einstieg mit einer allerersten Indepent-Veröffentlichung unter eigenem Namen, im Jahr 2000, begab sich Concha Buika auf soulpoppigere Pfade, die schließlich auch zu ihrem weltweiten Erfolg führten. "Ich bin keine Amerikanerin, habe nichts im Blut von der Gitano-Rasse, noch die 'paya', die Nichtzigeunerin in mir. Ich bin nicht aus Amerika, das hier ist mein Land. Ich bin aus dem Barrio...". - so sang die Afrospanierin auf Spanisch und Englisch 2005 im Song "New Afro Spanish Generation": eine Art musikalische Visitenkarte für eine ganze Schar junger "neuer" Spanier mit afrikanischem Background. Damals hatte sie ihre Geburtsstadt Palma de Mallorca bereits längst verlassen - ihr sozial schwaches, aber kulturell offenbar reiches, v.a. von Gitanos bewohntes Heimatviertel, durch die sie erstmals und - wie man hören kann - nachhaltig mit dem Flamenco in Tuchfühlung gekommen war.

Nach einer längeren, beruflich fruchtbaren Madrid-Etappe lebt die selbstbekennende Nomadin nun seit knapp fünf Jahren im sonnigen Miami, wo auch ihr aktuelles Album entstand. Tage- bzw. nächtelang zurückgezogen ins vertraut-gemütliche Ambiente ihres Heimstudios nahm die eigenwillige, freiheitsliebende Frau im Alleingang ihre Gesänge für das Gros der Songs auf: Mit einem Gläschen Rum, etwas zu rauchen und mit Vorliebe splitterfasernackt, wie sie multicult.fm schmunzelnd offenbarte. Entsprechend "entblößt", essenziell mutet das Lieddutzend auch an, von dem fünf Kompositionen aus eigener Feder sind und zwei auf Englisch gesungen sind. Buika entpuppt sich einmal mehr als einfühlsame, originelle Interpretin fremder Stücke, vermag selbst Klassikern wie Jacques Brels "Ne me quitte pas" oder dem kubanischen Bolero "Siboney" ganz neues Leben einzuhauchen. Apropos Kuba: Nachdem die 41-jährige mit dem prominentesten Pianisten der Insel, Chucho Valdés, ihr letztes Studioalbum, eine Hommage an die 2012 verstorbene, sehr verehrte Chavela Vargas, aufgenommen hatte, vertraute Buika auch für ihr neues Projekt auf auffallend viele exzellente kubanische Instrumentalisten, vorneweg ihren langjährigen "Leib- und Magenpianisten" Iván "Melón" Lewis. Er wie die meisten der anderen weltgewandten Landsleute - einer "Schar genialer, staatenloser Verrückter", so Buika - lebt und arbeitet bereits seit längerem außerhalb Kubas. Zur zwischen Madrid, New York und Miami agierenden Crew, zu der auch einige hervorragende, insbesondere mit dem Flamenco vertraute spanische Kollegen gehören, gesellte sich für einen der getragen-melancholerischen Songs auch der renommierte Jazzgitarrist Pat Metheny hinzu.

Gerade recht zu den vielen, endlos langen vor uns liegenden Herbst- und Winternächten kommt dieses der Liebe genauso wie des "desamor", der Lebenslust wie der Einsamkeit frönende Album, das ja schließlich auch mit "Die längste Nacht" betitelt ist. Es gehört mit seiner süßen, lebenshungrigen Sentimentalität einfach eher "unter Tage" und hat schon jetzt etwas von einem Werk für - nichts Geringeres - als die Ewigkeit ... olé!