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Blitz The Ambassador - Afropolitan Dreams

Jakarta Records (2014)

von: Lena Grundmann, Clemens Grün

Sprachrohr von Minderheiten und Plattform sozialen Protestes, Texte mit Botschaft und Street Credibility - der HipHop hat sein Gangster-Image abgelegt und ist zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Auch in der Weltmusik-Szene, wo er lange nur ein Schattendasein fristete, ist er damit längst salonfähig geworden. Daran hat auch Samuel Bazawule, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Blitz The Ambassador, seinen Anteil. Und das ist kein Zufall, denn nicht weniger, als den "HipHop als globales Phänomen" zu etablieren, versteht er als seine Mission.

Kurz nach der Jahrtausendwende siedelte Bazawule von seiner ghanaischen Heimat nach Brooklyn um. Neben seinem Marketing-Studium betätigte er sich als Werbegraphiker, Filmemacher und von Anfang an auch als Musiker. Als solcher in Big Apple Fuß zu fassen, war allerdings alles andere als leicht: Der Szene schien er nicht "hiphop" genug, für Weltmusik war er "zu wenig afrikanisch". Nachdem er bei den grossen Labels abblitzte, produzierte er seine ersten beiden EPs "Soul Rebel" (2004) und "Double Consciousness" (2005) selbst, etablierte sich als Independent-Live-Act und Sidekick von Stars wie Mos Def oder Snoop Dogg.

Die "Afropolitan Dreams", sein mittlerweile drittes Studioalbum, bewegen sich in einer (Traum-)Welt zwischen Afrika und Amerika. Eine typische Migrantengeschichte und zugleich die ganz persönliche von Samuel Bazawule. Mit warmer Stimme und subtiler Poesie erzählt er auf Englisch und Französisch von seinem Heimweh oder den harten Anfängen in der New Yorker Rapszene. Seine Affinität zu Film und Hörspiel zeigt sich im athmosphärisch dichten Einsatz authentischer Sounds wie U-Bahnlärm und pointierten Szenen wie dem Gespräch in einer der Einwanderungsbehörde oder der Voicemail eines Schuldeneintreibers.

Gemeinsam mit den Bläsern und Gitarren seiner Band The Mighty Embassy Ensemble und der (teilweise von Blitz selbst gespielten) Perkussion vereint "Afropolitan Dreams" verschiedenste musikalische Einflüsse zu einem organischen Mix: New Yorker Boom Bap, lässiger Jazz und eleganter Funk treffen auf westafrikanische Trommeln, Afrobeat und ghanaischen Highlife. Hinzu kommen hochkarätige Gäste wie die beninische Afropop-Ikone Angelique Kidjo, Afrobeat-Legende Seun Kuti oder die in Hamburg lebende, nigerianische Sängerin Nneka. Stellvertretend für eine neue Generation Afrikaner entwirft Blitz The Ambassador das Ideal eines "Afropoliten", der am modernen Leben unterschiedlicher Kulturen teilnimmt, sich dabei aber immer seiner Wurzeln bewusst bleibt.