"Die Liebe ist das Kind der Freiheit" - "L'amour est enfant de Bohème"
"Er war ein sehr treuer Mann – leider zu zu vielen Frauen", soll Helene Weigel über B. Brecht geseufzt haben. Ihr Mann galt als sehr fürsorglich, beschränkte seine Zuwendung aber nicht auf eine einzige Partnerin. Er hätte auch fragen können: Was hat Treue zu einem Menschen damit zu tun, dass man sich auf ihn beschränkt?
Es ist die Kernfrage aller, die zwei sich widersprechende Träume – Liebe und Partnerschaft – in ein und derselben Person vereinen wollen. Das in allen Pop-Medien posaunte Modell behauptet einfach: Ja, das geht zusammen, schon der Begriff der Liebesheirat suggeriert, Geschäftsvertrag (ein solcher ist die Eheschließung) und Gefühle schließen sich nicht aus, aller jahrtausendealten und anderslautenden Weisheit zu Trotz. Doch das Ideal, dass beides zusammengeht, Liebe und Geschäft, ist in fast allen Kulturen völlig fremd, und auch in Europa gerade einmal rund 200 Jahre alt. Mit einem Vertrag (also zB dem Ehevertrag) will ich sicherstellen, womit ich, im Wortsinn: "rechnen" kann. Rechnen mit Gefühlen? Was also tun, wenn man – oder frau – doch beides will?
Intensive Gefühle und Berechenbarkeit (im Volksmund: Verlässlichkeit) – ist das ein Widerspruch vielleicht nur, weil wir die Gefühle unseres Partners in Ketten legen wollen, d.h. wenn er oder sie Gefühle für andere hat, nimmt er uns vom Kuchen etwas weg? Bei materiellen Gütern mag das stimmen, aber Ideen zB werden mehr, je mehr man sie teilt – vielleicht auch Gefühle? Sterben Beziehungen an Überlastung – und lässt sich das Problem durch Lastenverteiulung auf mehrere Partner lösen?
Über Gründe und Abgründe von Mehrfachbeziehungen werden uns – hoffentlich – unsere heutigen Gäste aufklären:
- Oliver Schott, Philosoph, Autor vieler Beiträge und Blogs zum Thema - und eines Buchs mit dem Titel Lob der offenen Beziehung
- Franziska Brychcy, Volksvertreterin im Berliner Abgeordnetenhaus (und damit wohl auch zuständig für die öff. Ordnung), mit dem Schwerpunkt Auslandsangelegenheiten sowie Jugend und Bildung.
Moderation: Eike Gebhardt