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multicult.fm

live aus der Marheineke Markthalle

Internet Radio - Weltweit rund um die Uhr und vormittags im Berliner Raum auch auf UKW. Neue Frequenz - 91,0 MHz!

Lutz Eckhardt, Hörer

Heute habe ich erfahren, dass multicult.fm Insolvenz angemeldet hat. Dass multicult.fm nach jetzigem Stand noch bis 01. April sendet.

Ein Aprilscherz? Ich wünschte es.

Ich lebe als Ausländer seit zwei Jahrzehnten auf verschiedenen Kontinenten, ich bin Migrant. Ich wollte in Venezuela sesshaft werden. Als das Land mehr und mehr im Chaos versank, kehrte ich, inzwischen verheiratet und werdender Vater, nach Europa zurück – so nah wie möglich am Herkunftsland meiner Frau – Venezuela – , so sehr wie möglich in Europa: Kanarische Inseln.

Hier leben wir, in etwa seitdem es multicult.fm gibt – als Ausländer, als Wirtschaftsmigranten. Legal dank meines deutschen Passes. Uns geht es gut.

Auf multicult.fm bin ich durch einen Tipp meines inzwischen verstorbenen Bruders aufmerksam geworden, der, genau wie ich, auf der Suche war, der sich nicht mit dem so oft in Deutschland anzutreffenden Kleingeist abfinden wollte.

Seither ist multicult.fm – dank Internet-Radio – für mich nicht nur ein Gruß meines Bruders, sondern vor Allem auch ein Leuchtfeuer für einer offene, friedliche, tolerante Welt. Und das aus dem Herzen Deutschlands. Welch ein Segen!

multicult.fm hat mir ein Zeichen gesetzt, als ich, gebürtiger Sachse, mich in Grund und Boden schämen musste für mein Land, für meinen Freistaat, angesichts der widerlichen fremdenfeindlichen Entwicklungen während der Flüchtlingskrise 2015, die, wie bei so vielen, bis in den eigenen Bekannten- und Freundeskreis hineinreichten. Multicult.fm hat uns gezeigt – und zeigt uns weiterhin! - dass Kleingeistigkeit und Fremdenhass nicht unwidersprochen in der Gesellschaft stehen müssen. Multicult.fm ist ein Kompass!
Was habe ich für den Erhalt des Senders getan?
Nichts.
Es ist wie mit der Freiheit, wie mit dem Frieden, wie mit so vielen Dingen, die wir als selbstverständlich hinnehmen: Man bemerkt den Wert ... den unschätzbaren Wert einer solchen Sache, einer solchen Institution (und multicult.fm ist für mich Institution!) erst, wenn sie nicht mehr da ist oder droht, nicht mehr da zu sein.

Mir wird in diesen Tagen erst richtig bewusst, welch großartige Arbeit multicult.fm leistet, Tag für Tag.

Für mich war und ist das Hören von multicult.fm wie ein geöffnetes Fenster, durch das man auf einen weiten Horizont sehen kann – ein diametraler Gegensatz zu privaten und auch öffentlich-rechtlichen Radiosendern und deren „besten Hits“ von heute und aber vor Allem auch von gestern.

multicult.fm ist morgen. multicult.fm lebt eine offene Welt in allen seinen Programmen, in seiner Musikauswahl, selbst in den Nachrichten. In jeder Sendeminute. Das nötigt mir einen unglaublichen Respekt ab. Es ist ein Genuss, zuzuhören, und, wie schon erwähnt: Es beruhigt, es bestätigt, dass man trotz der immer weiter rückwärts gerichteten gesellschaftlichen Strömungen nicht alleine ist.

DANKE für euren Elan, für eure Ideale. Ihr müsst weitermachen!
Ich habe, wie gesagt, die Existenz des Senders als selbstverständlich hingenommen. Das war ein Fehler.

Was kann ich für den Erhalt des Senders tun? Sagt ihr es mir! Was ich tun kann, was in meinen Möglichkeiten liegt, werde ich tun müssen.
multicult.fm. muss bleiben!

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